Man muss vor die Welle kommen
Bremer PR-Experte Frank Lenk ist ein Spezialist für Krisenkommunikation
Bremen – Robert Habecks Heizungsgesetz, der Moorbrand bei Meppen vor wenigen Jahren und auch Werders Personalpolitik zu Beginn der Saison sind Paradebeispiele für missglückte Kommunikation. Situationen, in denen fast alles schiefgelaufen ist, in denen sich der öffentliche Unmut Panne für Panne hochgeschaukelt hat.
Das geht auch anders. Kommunikation wird immer wichtiger, gewinnt an Bedeutung, wird inflationär gehandelt. „Und die Krisenkommunikation ist die Königsdisziplin“, sagt der Bremer PR-Spezialist Frank Lenk („Lenk Communications“). Lenk hat sich auf die Königsdisziplin spezialisiert und gilt als Experte für Krisenkommunikation.
Lenk kommt häufig spätestens dann ins Spiel, wenn es lodert. Seine Aufgabe ist es dann, „einen Flächenbrand zu verhindern“. Im Gespräch nennt er ein konkretes Beispiel. So sei bei einer Auktion des Hannoverschen Pferdesportverbands die Familie Schockemöhle vergessen, besser übersehen worden. Da wurden schnell Anwälte hinzugezogen. Der Streit begann. Dann wurde der Bremer Berater ins Boot geholt. „Es ist wichtig, vor die Welle zu kommen“, sagt er. „Man muss die Deutungshoheit gewinnen.“ Und eben sprechen. „Keine oder schlechte Kommunikation ist ein Brandbeschleuniger.“
Wichtig sei die Sichtbarkeit in der Krise. Und noch wichtiger sei es, die Wahrheit auf den Tisch zu legen und mit dieser Wahrheit in die Offensive zu gehen. „Die Öffentlichkeit kann mit der Wahrheit umgehen“, sagt Lenk. „Die Menschen haben ein gutes Gespür. Sie merken, wenn rumgedruckst wird.“ Das heißt: Klare Aussagen sind unausweichlich.
Im genannten Fall waren personelle Konsequenzen (hier für Geschäftsführer und Auktionator) unausweichlich. Lenk weiter: „Wenn es nichts zu erklären gibt, muss man sich entschuldigen.“ Letztlich geht es darum, den Turnaround zu schaffen und die Reputation eines Unternehmens oder Verbandes wieder aufzubauen.
Für den Kommunikationsexperten Lenk sind die Vorgespräche entscheidend. „Ich nehme einen Auftrag nur an, wenn alle Karten auf den Tisch gelegt werden.“ Er setzt auf Empathie und Klarheit. „Der Nebel muss weggeschoben werden.“
Der Job hat es in sich. „Man muss immer verfügbar sein“, sagt er. „Eine Krise ist ein echtes Problem, ein Feuer, das man nicht brennen lassen darf.“
Und immer mehr sei auch die Krisenprävention im Online-Zeitalter gefragt, sagt Lenk. So stelle sich für viele Unternehmen nicht die Frage, ob sie gehackt werden, sondern wann. „Die Unternehmen müssen vorbereitet sein. Ein Crash kann die Existenz kosten.“ Frank Lenk hat dafür auch Notizbücher verfasst – „Lenkwerke“ eben.